Erstellung Ihres ersten MVP – 1. Teil

Sie haben in den vergangenen 6 Monaten an ihrem Produkt gearbeitet. Die Idee klingt fantastisch, denn Sie lösen damit ein Hauptproblem. Sie haben ein Backlog mit erstaunlichen Funktionen erstellt, das Sie in Ihre Software, an der Sie gerade arbeiten, einbinden wollen, und das Ihre Anwender verrückt danach werden lässt. Jetzt ist die Zeit gekommen, die erste Version Ihrer Software zu entwickeln, sich zurückzulehnen und auf den wohlverdienten Erfolg zu warten. Alles ist gut durchgeplant - denken Sie - also was kann schon schiefgehen?

Die Anatomie eines MVP

Der vorherige Satz war eine Frage, nicht wahr? Auch wenn Sie alles noch so gut durchgeplant haben, so gibt es dennoch tausende Dinge, die schief gehen können, und die großartigste Idee wird zum Flop. Lassen Sie mich einige der häufigsten Fehler aufzeigen, die vor, während und nach der MVP Entwicklung gemacht werden:

  • Entwicklung eines überladenen Produkts
  • Fehleinschätzung der Zielgruppe
  • Unrealistische Budgetplanung und Entwicklungszeitrahmen
  • Fehlende Entwicklungsressourcen
  • Nicht definierte Zeitachse zum Markteinführungstermin

Während Ihre Idee im Allgemeinen ein Erfolg sein könnte, so steckt mehr in digitalen Produkten. Strategie und Ausführung sind wesentlich und für Ihren Plan gleichermaßen entscheidend. Wenn Sie bereits ein etabliertes Unternehmen haben und planen, eine digitale Initiative zu starten, übertragen Sie Ihr Offline-Geschäft zunächst in das Online-Geschäft, um Ihre Geschäftsidee zu testen. Wichtig dabei ist, dass Sie nicht alle Asse auf einmal ausspielen.
Haben Sie ein Startup und dieses Produkt ist Ihr erster digitaler Markteintritt, stellen Sie sicher, dass Sie mit dem richtigen Unternehmen (wie uns) zusammenarbeiten, das Sie durch den Prozess führt, ohne Ihr ganzes Geld bei den ersten Versuchen zu verbrennen.

Dies bringt mich zur nächsten Frage:

Der falsche Weg

MVP - so nicht!

Was ist ein MVP?

Der Begriff Minimal oder Minimum Viable Product ist schon seit geraumer Zeit ein gängiger Terminus in der Lean Startup Methodik. Bevor wir tiefer ins Thema eintauchen, versuchen wir zu verstehen, was wirklich wichtig ist, nämlich die Bedeutung von MVP.

  • Minimum steht für die kleinstmögliche Funktion, um es zu einem
  • Lebensfähigen, bzw. anwendbaren (engl. Viable)
  • Produkt zu machen

War gar nicht so schwer, oder?

“Der Begriff selbst führt uns zum allgemeinen Verständnis, dass unser erster Release-Kandidat eine Minimalversion des Gesamtprodukts sein sollte, das wir in unserem anfänglichen Ideenfindungsprozess geplant hatten.”

Lassen Sie uns zum Beispiel eine Musikbewertungs-App nehmen und sie “Singilici.us” nennen. Der Zweck der App ist, Musik von bekannten Interpreten zu bewerten, Musik zu hören, mit Freunden zu teilen, Fangruppen zu bilden und interaktiv miteinander zu chatten. Was wäre die Mindestanforderung, um den Anwendern die Kernfunktionalität zu bieten?

Es gibt viele Aspekte, aber sehen wir es mal von der geschäftlichen Seite. Alles, was wir brauchen sind einfache Funktionalitäten, wie die Erstellung eines Benutzerkontos, Musik hören und diese mit Freunden teilen zu können, um die Marketingaspekte unserer App zu bilden – das absolute Minimum. Mit diesen Funktionen können wir unseren Benutzern folgendes ermöglichen,

  • schnell ein vollfunktionsfähiges Benutzerkonto einrichten zu können,
  • den Benutzern zu erlauben, ihre persönlichen Infos und/oder Vorlieben hinzuzufügen,
  • Musik zu suchen und zu hören,
  • Links mit ihren Freunden zu teilen, als Anreiz, sich auch bei der App anzumelden.

Die oben genannten Funktionalitäten sind das absolute Minimum für unsere Marketingabteilung, um mit der Arbeit zu beginnen und die ersten Benutzer (basierend auf unserer Zielgruppe), die unsere App herunterladen und nutzen, zu generieren. Dies ist wohl die minimalste Funktionalität, die wir anstreben wollen.

Funktionen, wie eine Fangruppe bilden zu können, Gruppeneinladungen, Bewertungen oder Chatfunktion gehören im Rahmen des MVP nicht zur Definition der minimalen Funktionalität.

Bei jeder entwickelten Funktion müssen Sie den ökonomischen Faktor berücksichtigen. Die Entwicklung braucht Zeit und kostet somit zusätzlich Geld.

Viable bedeutet in erster Linie funktionsfähig. Unsere Musikbewertungs-App braucht ein vernünftig laufendes Back-end und administratives Interface, sollte ein intuitives User Interface (UI) bieten, und die User Experience (UX) sollte Abstürze und Fehlfunktionen vermeiden.

Das P in MVP steht für das Wort Produkt und bedarf keiner weiteren Erklärung. Zusammenfassend kann man sagen, dass ein MVP ein Werkzeug ist, um die Funktionen zu bieten, die notwendig sind, um eine App anwendbar und voll funktionsfähig zu machen.

Nachdem wir beschrieben haben, was ein MVP ist, lassen Sie und darüber reden, was es nicht ist:

Beginnen wir mit der Aussage, dass ein MVP kein Prototyp ist. MVPs sind arbeitende Softwares, die von realen Anwendern genutzt werden können und reale Probleme lösen.

Das MVP und der Prototyp sind zwei unterschiedliche Dinge, die in unterschiedlichen Stadien des Lean Product Development Zyklus Anwendung finden. Gemäß der „Lean Startup Methode“ der Produktentwicklung, wird der gesamte Prozess wie folgt definiert:

  • Prototyp
  • Minimum Viable Product (MVP)
  • Evaluation der Marktfähigkeit des Produkts
  • Skalierung

So, wie es mit allem im Leben ist, kann man nicht alles haben.  Wenn Sie wirklich daran denken, Abstriche zu machen und ein MVP mit allen Funktionalitäten zu liefern, ohne Zeit zum Schreiben des Softwarecodes zu haben oder, im Gegenteil, auf zu viele sinnvolle Funktionalitäten zu verzichten, dann ist es kein richtiges MVP. Es wird letztendlich eine schlecht gestaltete App sein.

Sie müssen sich in Ihre Zielgruppe hineinversetzen, die eine schlecht designte App nicht nutzt, und am Ende wird Ihre gut durchdachte Idee schlicht und ergreifend nicht brauchbar sein. Die unerwünschten Nebeneffekte einer schlecht gestalteten App, wie z.B. das Abschrecken von Benutzern und ein schlechtes Ansehen, werden später schwer zu beseitigen sein.

So sollte ein richtiger MVP aufgebaut sein

MVP - so sollte man es machen

MVPs sind nicht nur Startups vorbehalten

Es wird allgemein angenommen, dass MVPs nur von Startups verwendet werden. Man kann dies nachvollziehen, aber Sie müssen auch verstehen, dass die Philosophie, die hinter dem MVP steht, ein gängiges, für Firmen jeglichen Alters, geeignetes Prinzip ist. Die offensichtlichen Vorteile für Startups beinhalten:

  • Pitching potenzieller Investoren 
  • Markttests
  • Machbarkeitsstudien

Jetzt, wo wir entdeckt haben, was ein MVP ausmacht, was es ist und nicht ist, lassen Sie uns ansehen, was für ein MVP wichtig ist, um es einen richtigen Sinn zu geben.

Test und Marktbeurteilung

Wie bereits vorab erwähnt, ist einer der Hauptgründe der Entwicklung eines MVPs die Marktbeurteilung der ursprünglichen Idee. Das MVP ist ein Werkzeug, um die hypothetische Annahme der Ursprungsidee bewerten zu können, die Sie letztendlich dazu brachte, das MVP zu erstellen. Es zeigt Ihnen, ob Sie auf dem richtigen Weg sind oder nicht.

Zur Bewertung des Erfolgs des MVP, müssen Metriken eingesetzt werden, die je nach Produkt variieren. So möchten Sie wahrscheinlich folgende Daten erfassen:

  • Anzahl der registrierten Benutzer
  • Anzahl der aktiven Konten
  • Wachtumsrate
  • Metriken zur Verwendung der Anwendung
  • ROI-bezogene Metriken

Und eine Menge anderer Metriken, die ausschließlich das fragliche MVP betreffen.

Warum sind Metriken wichtig?

Ich wollte ursprünglich auf einige Metriken im Detail eingehen, habe aber beschlossen, einen anderen Weg zu gehen. Der Hauptgrund für Metriken ist, datengesteuerte Entscheidungen zu treffen. Ideatoren sehen den Erfolg Ihrer Idee voraus. Das bedeutet, sie haben „Recht“, doch in den meisten Fällen trifft dies nicht zu. Sie brauchen ein Werkzeug, das emotionslos Entscheidungen trifft, welche den Fortschritt Ihres MVP betreffen. Deshalb ist die Aussage einer Idee, die das MVP als Werkzeug sieht: „Bewerten- nicht Erraten“!

Einfach gesagt: Zeit, die man nicht am Markt verbringt, ist vergeudete Zeit.Es gibt noch viel mehr Aspekte bezüglich MVPs, wie Budgetierung, Ressourcenplanung, bewährte Praktiken und was nach der Markteinführung Ihres MVP kommt. Diese werde ich in einem meiner nächsten Artikel zusammenfassen. Bis dahin… bleiben Sie dran…!

Zugefügt am 12. November 2019. Teil 2 von “Erstellung meines ersten MVP” ist jetzt verfügbar. Lesen Sie hier weiter.

Autor

Andreas Maier, CEO

Andreas ist ein ergebnisorientierter CEO, der knapp 30 Jahre an Erfahrung in der Hightech-Branche mit sich bringt. Seine Führungsrollen in Fortune-100 Unternehmen wie bei rentalcars.com (PCLN) und Intrasoft International, einem führenden R&D 21 Softwareanbieter mit Sitz in der EU, verleihen ihm wertvolle Kompetenzen.
Er hält einen Doktortitel der Universität Köln im Fachbereich Neuronale Netze.
Andreas gründete und mitbegründete in seiner Karrierelaufbahn zahlreiche erfolgreiche Startups wie XXL Cloud, ein Cloud-Speicherdienst, der letztendlich von einem Wettbewerber übernommen wurde.