E-Commerce während und nach COVID-19

Als COVID-19 sich Anfang des Jahrs auszubreiten begann und immer mehr zum Gesprächsthema wurde, wussten einige Führungskräfte in verschiedenen Branchen bereits, dass die aufkommende Pandemie bedeutende Veränderung mit sich bringen würde. Doch auch wenn die Problematik zukünftig hoffentlich etwas abflachen wird, ist und wird COVID immer noch ein Faktor bleiben. Haben wir das Gröbste erst einmal überstanden, müssen wir herausfinden, wie wir in Zukunft mit einem Game-Changer wie einer Pandemie umgehen müssen.

Durch die schnelle Ausbreitung des Coronavirus befinden sich viele Länder und Städte vorübergehend oder immer noch im Lockdown. Isolation und Quarantäne gehören zum Alltag. Doch ist unser eCommerce-Projekt auch wirklich für die Nachwirkungen bereit, die Folgen, wenn jene Auswirkungen des Virus endlich verschwinden?

Der eCommerce in einer Realität nach COVID

Es gibt in diesem Zusammenhang zwei Faktoren, die für das Online-Geschäft sehr wichtig sind. Zum ersten ist die Frage, wann und wie schnell uns die zweite Infektionswelle treffen wird. Zum zweiten spielen auch mentale und physische Auswirkungen eine wesentliche Rolle. Im besten Fall ist im Herbst alles vorbei. Trotzdem möchten wir gut vorbereitet sein. Was sind einige der schlimmsten Folgen von COVID? Vielleicht wird es sogar zu etwas werden, was uns noch in vielen Jahren immer und immer wieder begleiten wird.
Mit der Zeit wird das Virus sehr wahrscheinlich mutieren und es den Impfstoffherstellern schwer machen, Schritt zu halten. Der Kampf gegen Corona wird höchstwahrscheinlich jahrelang dauern. In dieser Zeit müssen wir viele Veränderungen und mögliche Verluste hinnehmen. Wir denken jedoch, dass sich die Wirtschaft bis Ende 2021 oder sogar 2022 deutlich erholt haben wird.
Es besteht immer die Möglichkeit, dass Menschen überreagieren  - egal was am Ende passiert. Wenn die Angst größer ist als die Bedrohung selbst, leiden auch Unternehmen unermesslich. Wenn globale Hysterie die Welt beherrscht, fällt es Regierungen schwer, das Verhalten im Allgemeinen zu steuern. Davon mal ganz abgesehen das Kundenverhalten. Eine globale Rezession steht vor der Tür, und sowohl Unternehmen als auch Verbraucher werden wahrscheinlich auf Nummer sicher gehen und etwas vorsichtiger sein als sonst. Man vergisst leicht, wie wichtig Gesundheit ist, wenn man keine gesundheitlichen Probleme hat. Warum das Coronavirus als besonders bedrohlich wahrgenommen wird? Weil es die Gesundheit der Menschen angreift, ein Grundbedürfnis.
Wenn COVID ein beständiger Teil unseres Lebens wird, der mit den Jahreszeiten kommt und geht, ist die beste Geschäftsentscheidung, sich darauf zu konzentrieren, wie diese Bedingungen unser Arbeiten beeinflussen. Entscheidungsträger werden mehr daran interessiert sein zu erfahren, wie sich der menschliche Geist unter dem Stress der neuen Anforderungen verändert.

Das Leben nach und mit COVID wird auch die Dynamiken zwischen eCommerce und klassischem Einzelhandel verschieben. Da sich der Virus physisch verbreitet, ist eCommerce quasi “immun” gegen ihn. eCommerce läuft nämlich durch das Internet. Doch auch diese Aussage ist nicht ganz richtig. Zunehmend sehen wir, wie der Virus auch im eCommerce die digitale Barriere durchbricht.

Corona Virus Warning

Die Rolle von Hygiene in Worst-Case-Corona-Szenarien

Eine positiver Aspekt der Epidemie ist, dass Menschen viel mehr auf Hygiene achten. Dafür muss man sich nur mal die natürlichen Verbesserungen in der Lebensmittelindustrie und im Gaststättengewerbe anschauen, die durch erhöhte Hygienevorschriften erreicht werden. Auf der anderen Seite hat auch die Lebensmittelindustrie heftig mit Abstandsregelungen und Hygienevorschriften kämpfen müssen. Einige Restaurants haben bereits wieder ihre Türen geöffnet, aber wird es noch einige Zeit dauern, bis sie wieder wie früher alle Tische mit Gästen füllen können.
Hygiene ist ein entscheidender Faktor, wenn es um Lebensmittel geht, aber für den eCommerce ist Hygiene eigentlich ein Faktor, der fast gar keine Rolle spielt. Aber auch nur fast. Industriegiganten wie Amazon erwägen nun, genauer zu untersuchen, wie der Coronavirus die Auslieferung auf den letzten Metern beeinflusst. Manche Pakete werden mittlerweile sogar schon von Drohnen und Laufrobotern ausgeliefert.

Wenn es um die Übertragung des Virus geht, muss man sich fragen, wo es im Einzelhandel am schnellsten zu Ansteckungen kommt.  Eine ‘Business-as-usual’-Haltung betrifft besonders Niedriglohnarbeiter, die bereit sind, das Risiko zu akzeptieren, während sie Ware ausliefern oder irgendwo anders in der Lieferkette arbeiten. Eines ist sicher, die Nichteinhaltung von Hygienevorschriften kann gravierende Folgen haben. Es könnte uns eine Infektionswelle nach der anderen bevorstehen.

Ein gemeinsames Vorgehen

Einige meinen, dass wir nur durch länderübergreifende koordinierte Anstrengungen den Virus in den Griff bekommen können. 

Arbeiten Länder wirklich so gut zusammen, um eine globale Pandemie bekämpfen zu können?

Wenn Länder, die sonst vorher starke globale Beziehungen hatten, auf einmal anfangen, getrennt zu handeln, macht der Ausbruch unser Leben in vielerlei Hinsicht noch komplizierter. Dazu gehören zum Beispiel sich ständig verändernde Vorschriften rund um das Virus in den einzelnen Ländern. Jede Regierung scheint ihre persönlichen Vorhersagen und Einschätzungen zum Verlauf des Ausbruchs zu haben. Wie erfolgreich die Zusammenarbeit zwischen den Ländern auch sein mag, glauben wir, dass wir uns daran gewöhnen müssen, in einem restriktiveren Umfeld arbeiten zu müssen. Eine düstere Zukunft, auf die man nichtsdestotrotz vorbereitet sein sollte.

Wiederkehrende Infektionswellen können auch die Art und Intensität, wie Menschen einkaufen, verändern. Viele Menschen werden tendenziell vielleicht mehr auf Lager kaufen, um immer gut vorbereitet zu sein. Vielleicht findet so auch das Weihnachtsgeschäft früher als sonst statt. Käufer fühlen sich sicherer, wenn sie vor dem Feiern ihre Einläufe machen.

Was ist für den eCommerce-Kunden während COVID das Beste?

Marktforschungsstudien zeigen logischerweise, dass die Menschen während der Pandemie lieber zu Hause essen und trinken als dafür auszugehen. Obwohl das Bild von Menschen, die in ihren Häusern eingesperrt sind, wie ein Komödiensketch aussehen mag, ist das ganze leider kein Scherz. Mittlerweile sieht man, dass die soziale Isolation zu drastischen Verhaltensänderungen von Konsumenten führt. Die gleiche Studiengrafik zeigt auch, dass Konsumenten Notwendigkeiten gegenüber langfristigen Projekten oder Massen- bzw. Teamaktivitäten bevorzugen. Sie sagen ihre Teilnahme an Veranstaltungen lieber ab, um sich so nicht möglichen Ansteckungsgefahren auszusetzen.

Wenn Restaurants schließen, spürt beispielsweise auch der Tourismus die Auswirkungen des Virus sehr stark. Da der Tourismus und die Reisebranche unmittelbar von den Folgen des Virus betroffen sind, sehen wir, wie ernst die Lage ist. Die Pandemie wird als ein globales Problem von hoher Priorität eingestuft. Der Einzelhandel scheint etwas weniger betroffen zu sein als die Lebensmittelbranche. Doch auch für Einzelhandelsgeschäfte ohne eine starke E-Commerce-Präsenz könnte es schwierig werden, in Zeiten von COVID zu überleben. Ladenbesitzer, die eine Omnichannel-Strategie verfolgen, um ihre Kunden auf verschiedenen Märkten zu erreichen, werden sich höchstwahrscheinlich durchsetzen.

Commerce Statistics Week 18 - 2019 vs Week 18 - 2020
Source: Nordea and Macrobond - Commerce Statistics Week 18 - 2019 vs Week 18 - 2020

Gehen wir davon aus, dass die Standardprognosen über eine Marktverschiebung hin zum eCommerce zutreffend sind. Dann bleibt eine der besten Lösungen für Einzelhändler eine Online-Komplettlösung wie Shopware 6, in der Inhalt und Handel vereint werden, um maximale Produktwirkung und -effekt zu erzielen. Kluge Investoren werden auf abonnementbasierte Services setzen, welche die Kundenbindung auch in der digitalen Welt erhalten. In Krisenzeiten ist es oft so, dass kleine Unternehmen kaum zu Kapital kommen. In solchen Situationen unterstützen Banken häufig nur größere Unternehmen. Hier bieten Lösungen wie Shopware weniger einflussreichen bzw. kleineren Unternehmen die Möglichkeit, ihr Geschäft am Leben zu halten und ihre Ideen – auch während einer Krise - zu verwirklichen.

eCommerce als Grundlage für bessere Verkäufe

Beim Umstieg auf den eCommerce-Handel dürfen wir einige weitere wichtige Aspekte ebenfalls nicht außer Acht lassen. Einige “Middle-man”-Services, welche früher wertvolle Glieder in der Geschäftskette waren, werden dank Tools wie Online-Shops redundant gemacht. Beim eCommerce entfallen einige Zwischenschritte aus dem Produktentstehungszyklus. Das bedeutet, dass E-Shops die Time-To-Market (TTM) verkürzen. Sie benötigen also weniger Zeit, um ein Produkt für die Kunden auf den Markt zu bringen. Die TTM beginnt manchmal schon bei der Produktidee. Sie ist eine wichtige Variable bei der Bestimmung von Umsatz- und Gewinnverbesserungen.

Einige der anderen Dinge, die sich in unruhigen Zeiten zusammenbrauen, sind die B2B-Marktplätze und der Social Commerce. Dies sind relativ neue Konzepte mit steigendem Wert.
Größere Unternehmen nutzen die unbestreitbare Stärke hinter Techniken wie Headless und Microservices. Obwohl einflussreiche Unternehmen oft diese Methoden wählen, sind sie nicht ausschließlich auf sie beschränkt. Kleinere Unternehmen mit langfristigen Investitionsplänen können sie auch übernehmen. Headless Commerce ist ideal für diejenigen, die sich auf vielseitige Remote-Teams verlassen, was nur einer der vielen Vorteile dieser Technologie allein ist. Während der Pandemie ist der Microservices-Ansatz die logische Antwort, vor allem wegen der bequemen Hochskalierung und der Möglichkeit, die verwendete Technologie zu verändern.

Abschließende Worte

Auch wenn die Auswirkungen von COVID uns vielleicht nicht mehr so lange begleiten werden, wie wir es gerade vorhersagen, wird die Angst davor, dass ähnliches passiert, noch lange anhalten. Auch, wenn bereits die letzten Anzeichen des Virus vom Planeten verschwunden sind. So bleibt die lang anhaltende Natur solcher Spätfolgen eine der schlimmsten Auswirkungen der Pandemie.
Unsere Vorhersage für die Welt nach COVID ist, dass erfolgreicher E-Commerce der ist, der innovativ ist. Wir glauben, dass belastbare Führungskräfte diejenigen sind, die den Sturm unbeschadet überstehen werden und mit der richtigen Herangehensweise die Digitalisierung in ihren Unternehmen vorantreiben werden.
Die Diskrepanz zwischen den Beschränkungen auf der ganzen Welt wird diese Phase der Genesung erheblich verlangsamen. Was wir jedoch für den eCommerce in harten Zeiten für relevanter halten, ist die Überreaktion der Menschen. Je mehr Leute ruhig bleiben, desto besser, mit gestressten Menschen lassen sich kaum Geschäfte machen.

Autor

Andreas Maier, CEO

Andreas ist ein ergebnisorientierter CEO, der knapp 30 Jahre an Erfahrung in der Hightech-Branche mit sich bringt. Seine Führungsrollen in Fortune-100 Unternehmen wie bei rentalcars.com (PCLN) und Intrasoft International, einem führenden R&D 21 Softwareanbieter mit Sitz in der EU, verleihen ihm wertvolle Kompetenzen.
Er hält einen Doktortitel der Universität Köln im Fachbereich Neuronale Netze.
Andreas gründete und mitbegründete in seiner Karrierelaufbahn zahlreiche erfolgreiche Startups wie XXL Cloud, ein Cloud-Speicherdienst, der letztendlich von einem Wettbewerber übernommen wurde.