Der eCommerce Trend Guide für 2021

Die jüngsten Entwicklungen im eCommerce sind enorm - und das sogar dann, wenn man die Folgen der Pandemie nicht berücksichtigt. In den letzten Jahren hat sich in der Branche nämlich viel getan. So ersetzen neue Technologien die alten und die Komplexität von Projekten steigt zunehmend. Während einige Dinge immer noch gleich sind oder nur optimiert werden, ändern sich andere komplett. Schauen wir uns an, wie sich der eCommerce im Jahr 2021 entwickeln wird.

Eine der Veränderungen mit spürbarer Bedeutung sind die Erwartungen und das Verhalten von Kunden. Online-Nutzer haben selbst eine große Entwicklung durchgemacht. Die Kunden sind mittlerweile technikaffiner und anspruchsvoller.

Interessanter als die Tatsache, dass sich die Menschen an die Technologie gewöhnen, ist, dass sie von ihr abhängig werden.

Wenn Menschen die Vorteile erfahren, die neue Technologien unweigerlich mit sich bringen, ist es natürlich schwer, zu den alten Gewohnheiten zurückzukehren. Sobald der Komfort Teil des unmittelbaren Alltags der Menschen wird, lernen sie ihn natürlich zu schätzen und wollen ihn nicht mehr missen. Die empfindliche Beziehung zwischen dem Kunden und der Technologie war schon immer ein grundlegender Faktor im Vertrieb, aber es hat sich noch nie so drastisch verändert. Geht es darum, die Vertriebs- und Marketingpipelines zu stärken, oder müssen wir uns nach anderen Lösungen umsehen?

Die Evolution der Einkaufserfahrung

Vor etwa drei Jahren verließen sich die Menschen noch auf den stationären Handel, so wie sie es Jahrhunderte zuvor taten. eCommerce befand sich in einem früheren Stadium. Auch hier ist das Nutzererlebnis so bedeutend wie zuvor im stationären Handel. Selbst kleine Ladeninhaber erkannten die Rolle der User Experience in Bezug auf ihre geschäftlichen Bedürfnisse und Möglichkeiten. Die Einkaufserfahrung des Kunden war oft Teil von Diskussionen über die Verbesserung von Wettbewerbsvorteilen.
Der Übergang zu einem Online Shop scheint für die meisten Inhaber zu aufwendig, für die Technikscheuen zu kompliziert. Hinter dem Erfolg von Onlinemärkten steht nämlich solide Planung. Ein Offline-Geschäft in ein erfolgreiches Online-Geschäft mit einer eCommerce-App zu verwandeln, war - und ist - eine unglaublich außergewöhnliche Aufgabe. Es gibt nur sehr wenige Unternehmen, die von sich behaupten können, dass sie eine solche Leistung vollbracht haben. Das Erreichen einer globalen Reichweite ohne allzu große Investitionen oder Risiken war noch nie so chancenreich und für mehr Unternehmer geeignet.
Erfahrene Unternehmer empfehlen, dass, wenn die Idee für ein Online-Geschäft da ist, sie zum Leben erweckt werden sollte. Wenn die Projektidee eine echte Chance darstellt, ist es der richtige Weg, klein anzufangen. Fast jedes Unternehmen, das sich zu einer weltweit anerkannten Marke entwickelt hat, hat klein angefangen. Einen guten Geschäftssinn und einen Plan zu haben, ist ein guter Anfang.
Klein anzufangen reduziert das Risiko und die Gewinnspanne. Projekte mit geringem Risiko sind auf den ersten Blick nicht sehr lukrativ.  Sie beweisen jedoch, dass der erste Schritt viel entscheidender ist als die Investitionsanalyse oder die Risikokalkulation. Wenn der erste Schritt nicht scheitert, bietet sich die Chance, den nächsten Schritt zu tun.
Ein kundenzentrierter Ansatz war noch nie ein falscher Weg für ein kommerzielles Projekt. Detaillierte Kundenprofile sind mittlerweile der Bestandteil der Strategie der meisten vorausschauenden Unternehmen.

Die Conversion Rate im Rampenlicht

Um das Jahr 2018 herum haben sich die meisten eCommerce-Besitzer mit der Idee von Online-Shops auseinandergesetzt, nach Möglichkeiten gesucht, ihre mobile Präsenz zu optimieren, und genau beobachtet, wie sich die Benutzeroberfläche und das Kundenverhalten entwickeln. Millennials, die bereits einen Großteil der Kaufkraft ihrer Eltern für sich beansprucht haben, haben die Art und Weise beeinflusst, wie neue Technologien im eCommerce das Online-Geschäft an ihren Lebensstil und ihre Erwartungen anpassen.
Conversion Rate Optimization (CRO) ist entscheidend für die Kundenbindung und manchmal auch für das Überleben eines Unternehmens überhaupt. Das Wissen über das Nutzerverhalten hat die alleinige Macht über diese Rate, und jeder, der das früh erkannt hat, hat seinen Blick auf den Kunden gerichtet.
Angetrieben von der globalen Reichweite, die durch den mobilen Handel möglich war, gelang es Marketern, einen großen Teil der traditionellen Käufer in ein attraktives Umfeld zu locken, zu dem Online-Shopping schnell wurde. Offline-Kunden blieben ein Faktor, doch wurde der digitale Handel nun zu einer neuen Priorität. Die Zahl der Kunden wuchs stetig und damit auch der Bedarf an effektiven Online-Kanälen.
Schließlich prägten die Marketingexperten den Begriff Omnichannel-Services. Mit der Bündelung der Kanäle lagen sie richtig, denn so entsteht eine effektive Produktabdeckung. Der kollektive Effekt der Nutzung mehrerer Kanäle ist es, der Omnichannel eine so große Hebelwirkung verleiht. Omnichannel-Services paaren sich hervorragend mit dem immer beliebter werdenden Shopping auf mobilen Endgeräten.

Der Wert der Omnichannel-Abdeckung

Kunden von Ladengeschäften haben eine kurzlebige Beziehung zu den Produkten, die sie kaufen. Selbst für die Dinge des täglichen Bedarfs kaufen sie regelmäßig ein. Sobald die Kunden das Geschäft verlassen, geht ihnen der bloße Gedanke an den Einkauf wieder aus dem Kopf. Auf der anderen Seite verlassen Online-Shopper praktisch nie den Einkaufsbereich. Mit dem Smartphone in der Tasche sind die meisten von uns ein leichtes Ziel für Werbemaßnahmen, Up-Sale-Taktiken, Produktpromos und mehr.
Wir sind verlockenden Angeboten ausgesetzt, die nur einen Klick entfernt auf uns warten. Das Smartphone ist ein bequemer digitaler Kanal mit einfachem Zugang zu potenziellen Kunden. Mit einer so niedrigen Schwelle des Informationsflusses ist es jedoch leicht, aus der Reihe zu tanzen. Selbst die raffiniertesten Werbekampagnen können dazu führen, dass Menschen ihren Newsletter auf die schwarze Liste setzen. Ein probates Mittel, um nicht von deinen Kunden in Zukunft nicht gemieden zu werden, ist es, Kundenfeedback gewissenhaft zu beobachten.
Jeder, der es mit seiner eCommerce-Unternehmung ernst meint, weiß um die Macht hinter der Omnichannel-Abdeckung und hat daher bereits damit begonnen, High-End-KI-Technologien wie Machine Learning einzusetzen, um seinen Wettbewerbsvorteil weiter auszubauen. Sich wiederholende Online-Bestellungen werden automatisiert, und der Online-Support wird nun durch leistungsstarke Funktionen wie helfende Bots, reibungslose Sprachsuche oder intuitive animierte Tutorials auf dem Bildschirm unterstützt. Kundenorientierte eCommerce-Lösungen hatten die nötige jahrelange Erfahrung, um Content und Commerce endlich zu verschmelzen und die Produktwerbung und -präsentation zu maximieren.
Der einflussreiche Tech-Stack hinter Lösungen wie Headless Commerce oder PWA hat die Qualität der digitalen Erfahrung für Kunden auf ein neues Level gehoben und die sich schnell entwickelnde Online-Geschäftslandschaft drastisch verändert. Da sich der eCommerce in einem stetigen Tempo auf mobile Endgeräte verlagert, ist es nur eine Frage der Zeit, bis progressive Apps als die neuen Kids am Block auf den Plan treten.
Als B2B-Marktplätze Teil der Gespräche in den Vorstandsetagen wurden, kamen die Möglichkeiten zur Schaffung von Geschäftspartnerschaften mit Gleichgesinnten als ein natürlicher Selbstorganisationstrend, der die Marktentwicklung im Auge behielt. B2B Marktplätze entstanden, um ein vorhandenes Bedürfnis zu erfüllen.  Wenige unserer jüngsten abgeschlossenen Projekte zeigen, wie wichtig Kommunikationskanäle zwischen Marketern mit gemeinsamen Zielen sind.
Erfolgreiche B2B-Marktplätze sind kompliziert zu pflegen, da es Unstimmigkeiten zwischen all den verschiedenen Stakeholdern geben wird, die in diesem Mix eine Stimme haben. Wir denken, dass B2B-Marktplätze noch einen effizienten Weg finden müssen, um Unternehmen und Geschäftsleute zu vereinen. Das Bedürfnis nach einer solchen Zusammenarbeit ist gereift und wir, die ihre Partnerschaften gut geplant haben, werden die Früchte ernten.

eCommerce in Zeiten der Stagnation

In diesem Jahr wurde man dazu mehr oder weniger dazu gezwungen, einen digitalen Lebensstil anzunehmen, der die eCommerce-Fassade, die wir heute kennen, wesentlich mitgeprägt hat. Gerade als die Nutzung von mobilen Endgeräten und die Digitalisierung der Bevölkerung steil anstiegen, wurde auch noch eine globale Pandemie in den Mix geworfen. Ein seltener Fall einer Extremsituation, der dafür sorgt, dass die meisten Menschen zu Hause festsitzen und somit Dinge online erledigen müssen.
Die Pandemie ist eine rechtzeitige Erinnerung daran, wie zerbrechlich der Mensch ist und setzt neue Werte durch, die noch lange nachwirken und unweigerlich den wackeligen Kurs der eCommerce-Entwicklung beeinflussen werden. Früher war der Verkäufer von Angesicht zu Angesicht das Sinnbild für gute Kundenkommunikation. Mittlerweile bevorzugen jedoch beide Parteien die Online-Alternative und empfinden diese nicht nur als die bequemere, sondern auch sicherere Variante. Noch nie zuvor bedurfte es einer kompletten Umstellung der Verkaufsstrategien.

2021: Was als nächstes auf Online-Unternehmungen zukommt

Trotz der düsteren Gegenwart, sehen wir den Funken der Besserung am Horizont. Das Jahr 2021 hält viele spannende Chancen für dich bereit. Lass uns mal einen Blick auf sie werfen.

Der eCommerce ist nicht mehr wegzudenken

eCommerce ist keine Alternative zu lokalen Läden und Geschäften - es ist ein notwendiger Verkaufskanal, der früher nur eine sekundäre Option war. Die beste Chance für Online-Verkaufsprojekte, auch für Startups, ist es, ein Online-Outlet zu planen. Klein anfangen, groß planen. Für alle zukünftigen eCommerce-Unternehmer werden die verlockenden Lösungen diejenigen sein, die sich flexibel an turbulente Veränderungen anpassen können.

Headless Commerce

Eines der wichtigsten Zeichen für die rasante Entwicklung des eCommerce ist der Headless-Ansatz. Die Trennung von Front- und Backend von Apps schafft eine so immense Gestaltungsfreiheit, dass sie von cleveren Investoren kaum noch ignoriert werden kann. Headless Commerce begrüßt den befreienden API-first-Ansatz, der sich schnell als bevorzugte Komponente in der Geschäftslogik durchgesetzt hat.

Progressive Apps

Seit Steve Jobs einst vorschlug, dass Web-Apps ein natives Gefühl und eine schnelle Reaktion auf Eingaben haben können, hat sich der Begriff Progressive Apps etabliert.  Heute, vier Jahre nachdem der Begriff PWA in das Vokabular der Online-Experten Einzug gehalten hat, hat diese Technologie immer noch nicht den Höhepunkt ihrer Leistungsfähigkeit erreicht. Das bedeutet nur, dass denkwürdige Momente noch vor uns liegen. Mit Performance und Geschwindigkeit aus der Zukunft sind wir, als digitale Nutzer, gespannt auf die geräteübergreifenden Standards, die durch diese Technologie möglich gemacht werden.
2020 war noch nicht das Jahr, in dem PWA geboomt hat, obwohl es ein verdienter Umstand gewesen wäre. Wir können es auf COVID-19 schieben, aber dank der Verzögerung, die durch die Pandemie entstanden ist, haben alle Late Adopters der PWAs nun die einmalige Chance, wieder aufzuholen. Progressive Apps werden ein Teil unserer Zukunft sein und uns dabei helfen, ein makelloses mobiles Erlebnis zu bekommen, das eines Tages zu einem Basisstandard wird. Wir erwarten, dass dieser Prozess irgendwann später in diesem Jahr mit einem Klick beginnen wird.

Omnichannel Services

Eine Omnichannel-Abdeckung ist viel sinnvoller als eine Multichannel-Abdeckung. Ein Multichannel-Ansatz legt mehr Fokus auf die einzelnen Kanäle aus der Perspektive des Verkäufers. Omnichannel bringt ein einzigartiges Einkaufserlebnis und optimiert den Verkaufsprozess aus der Sicht des Kunden. Mobile Apps spielen bei der Omnichannel-Methode eine große Rolle, da die Aktivität der Nutzer auf den Handheld-Geräten auch eine hervorragende Quelle für viele unglaubliche Features wie detaillierte Produktempfehlungen, sprachgesteuerte Schnittstellen oder personalisierte Push-Nachrichten ist.
Der technische Unterschied zwischen beiden Ansätzen ist definitorisch winzig, aber in der Wirkung gigantisch. Kunden, die sich in der Umgebung, die ihr Anbieter schafft, wohlfühlen, sind diejenigen, die potenziell auch treu bleiben. Sobald du erkannt hast, welcher Kanal bei deinen Kunden am besten ankommt, hast du einen klaren Plan für deine nächste Marketingkampagne.
Branchenführer wie Amazon und eBay haben diesen Ansatz mit unglaublichem Erfolg genutzt. Es funktioniert nicht, weil diese Unternehmen die Mittel haben, um auch ein gescheitertes Projekt zu einem Erfolg zu machen. Es funktioniert, weil die Kunden die erstaunliche Beständigkeit der Leistungen mögen, die sie über alle Kanäle hinweg sehen. Die großen eCommerce-Anbieter arbeiten im Backend mit ebenso vielen Details über Bestandsdaten wie über die persönlichen Vorlieben und Erwartungen der Kunden.

Unser Fazit

Unsere Vorhersagen sollten die nächsten paar Jahre abdecken. Was in diesem und dem folgenden Jahr passiert, wird die neue Form des eCommerce für die kommenden Jahre bestimmen. Mit einem stetigen Fluss an neuen Technologien wird es in den kommenden Jahren mehr darum gehen, das richtige Team auszuwählen, als die richtigen Mittel zu finden.
Was uns so weit gebracht hat, war der ununterbrochene Fokus auf die Zufriedenheit unserer Kunden. Kundenzentrierte Strategien legen besonderen Wert auf Komponenten wie das Einkaufserlebnis, reibungslose Navigation und Individualisierung. Das sind alles Variablen, die in der Zukunft des digitalen Verkaufs einen festen Platz einnehmen werden. Sie sind nie vom Radar verschwunden. Sie wurden nur viel schwieriger zu pflegen und zu verbessern. Wir freuen uns, Teil dieser Dynamik zu sein, und wir werden weiterhin über weitere Entwicklungen berichten.

Autor

David Dorr, Leiter Abt. Online Handel

David ist der Leiter der Abteilung Online Handel bei CodeCoda, wo er mehrere Teams von E-Commerce-Spezialisten leitet. In seiner vorherigen Rolle als Deep-Learning-Datenwissenschaftler für die London Metropolitan Police entwickelte er im Rahmen der Crime Prediction-Initiative Deep-Learning-NLP-Algorithmen. Anschließend wechselte er, um KI mit E-Commerce zu kombinieren.
1996 erhielt er einen B.Sc in Physik von der University of Surrey, Guildford. Mit diesem wissenschaftlichen Hintergrund wechselte er relativ früh in seinem Leben zu Neuronalen Netzen und E-Commerce und war seitdem fasziniert davon, was KI und maschinelles Lernen für den Online-Handel leisten können.